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Samstag, 14. Mai 2011
Innere Freiheit
Gestern morgen hatte ich beim Beten geseufzt. Ich habe mich äußerst unfrei gefühlt und Gott gesagt, dass ich mich sehr nach mehr Freiheit sehne. Da hatte ich den starken Eindruck, ein bestimmtes Buch aus unserem Bücherregal zu nehmen. Dort bin ich auf einen Text gestoßen, den ich entweder noch nicht gelesen oder zumindest vergessen hatte. Henri M. Nouwen schreibt:

"Heute hatte ich das starke Empfinden, dass die Dinge im Grunde ganz einfach sind. Wenn ich Gott mit meinem ganzen Herzen, mit meiner ganzen Seele und mit meinem ganzen Gemüt lieben könnte, würde ich eine große innere Freiheit erfahren, die groß genug wäre, um alles zu umfangen, was existiert, und auch groß genug, um zu verhüten, dass mich kleine Ereignisse aus der Fassung bringen. Einige Stunden lang empfand ich auf so offenkundige Weise die Gegenwart Gottes, und meine Liebe zu ihm trat derart in den Mittelpunkt, dass sich das verworrene Knäuel meines Lebens zu einem einzigen Punkt zu vereinfachen schien und sehr schlicht und klar wurde. Wenn mein Geist ungeteilt ist und meine Seele von seiner Liebe erfüllt ist, dann fügt sich alles unter einer einzigen Perspektive zusammen, und nichts bleibt ausgeschlossen."

Gott hat mein Gebet erhört, in dem er mich diesen Text hat finden lassen. Wir Menschen sind ja Beziehungswesen. Die Beziehung zu Gott steht nicht in einer Art Konkurrenz zu den zwischenmenschlichen Beziehungen, aber wenn ich bete, dann zeige ich mich Gott wie ich wirklich bin und werde trotzdem geliebt und akzeptiert. Und wenn ich wiederum Gott liebe, dann lebe ich in einer sehr tragfähigen Beziehung, von der aus ich einen weiten Horizont und innere Freiheit bekomme - oder vielleicht passender gesagt: eine größere Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen, völlig frei ist ja niemand.

Ein schönes Wochenende!
Gerhard

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