Mittwoch, 26. März 2014
Schwer in Ordnung: analoges 24mm-Objektiv an MFT-Systemkamera
night-train, 21:53h
Ganze 705 Gramm bringt diese Kombi auf die Wage. Dieses Gewicht, dieses schöne schwarz lackierte Messing, diese haptische Erfahrung* lässt einen Qualität vermuten und das trifft auch zu! Das ist die beste Verbindung von einem alten, manuellen Objektiv an einer digitalen Kamera, die ich bis jetzt ausprobiert habe.
Fakten:
- 24mm-Objektiv von Tokina mit Lichtstärke 1:2,8
- Adapter: von KIWI für etwas mehr als 30 Euro
- Kamera: Olympus e-p1 mit Micro Four Thirds Sensor (MFT)
- Durch den kleineren Sensor ergibt sich ein Bildwinkel wie bei einem Kleinbildobjektiv mit 48mm, also Normalbrennweite.
Bedienung: Man stellt die Kamera auf A, hier wird die Blende vorgewählt und die Kamera ermittelt die Belichtung. Manuelles Fokussieren ist bei Digicams mit dem Display oft nicht so leicht, bei meinen ersten Bildern waren 3 von 4 unscharf. Aber es gibt bei der e-p 1 einen Anzeige-Modus (den mit dem grünen Rechteck in der Mitte), bei dem man mit einem Klick auf die O.K.-Taste zur 10fach vergrößerten Anzeige kommt, damit kann man wirklich gut fokussieren. Auch jetzt hab ich noch ab und zu unscharfe Bilder, aber es werden weniger. Durch den Objektiv-Adapter verändert sich die Fokussierungsanzeige. Das heißt, wenn auf dem Objektiv 0,9m abzulesen ist, ist man bei unendlich angelangt. Wenn man sich diesen Punkt merkt, spart man sich beim manuell fokussieren auf unendlich etwas Zeit. Wichtig: das Objektiv ist sehr anfällig für Streulicht, die Bilder werden milchig bei zu viel Licht von der Seite; Streulichtblende oder Hand drüber halten hilft. Wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, bringt das manuelle Fokussieren mit diesem Objektiv ein angenehm entschleunigtes Slow-Hand-Feeling!
100%-Ausschnitt vom obigen Bild, ohne Nachbearbeitung:
Qualität: natürlich schraubt man sich ein solches Objektiv an die Kamera, weil man etwas mehr "Bokeh" bei Normalbrennweite möchte als mit dem Standardzoom (und weil man sich das lichtstarke 20mm-Objektiv von Panasonic nicht leisten kann). Es funktioniert: bei Nahaufnahmen und Portraits kann man das Hauptmotiv schön vom Hintergrund absetzen. Bei Blende 2,8 ist aber nicht nur die Schärfentiefe gering, insgesamt wirkt das Bild etwas zu weich. Bei Blende 4 ist alles völlig ausreichend und bei 5,6 ist es exzellent.
Vermutungen: Meist kommt nicht so viel Gutes raus bei älteren Objektiven an neuen Kameras. Aber Objektive zeigen ihre Stärke oft in der Bildmitte, bei den Rändern lässt die Qualität nach. Der MFT-Sensor, der nur halb so groß ist wie ein Kleinbild-Negativ nimmt nur das auf, was bei 24x36mm-Negativen die Bildmitte war, also den Teil, an dem die Qualität optimal ist. Von daher sind MFT-Kameras vielleicht generell gut geeignet für ältere Objektive. Ich habe gelesen, dass man gegen das im Objektiv "vagabundierende" Streulicht das ein oder andere tun kann, aber ich hab nicht vor, hier etwas zu Basteln. Ich freu mich dran wie es ist und bin dankbar, dass mir neulich jemand eine Kiste mit alten Fotokram anvertraut hat, in dem ich dieses Objektiv gefunden habe.
Klar ist mir noch nicht, warum ich tendenziell 1/3 Blende überbelichten muss, um auf korrekt belichtete Bilder zu kommen. Aber ich muss auch nicht alles verstehen, mir reichts wenn ich weiß, wie ich damit umgehen muss.
Gerhard
* haptische Erfahrung = liegt gut in der Hand
... comment