Ich bin schockiert über die gewaltsamen Ausschreitungen wegen des Mohammed-Videos. Abgesehen davon, dass die Gewalt von islamischen Fundamentalismus ausgeht, denke ich, dass da auch noch etwas Anderes dahinter steckt: viele Menschen dort sind unzufrieden mit ihrer Situation, halten nichts vom Einmischen der westlichen Mächte in ihre Kultur und dieses Video war ein willkommener Grund, endlich mal auf den Putz zu hauen. Dafür, dass die arabischen Ländern nicht wollen, dass der Westen sich in ihre Angelegenheiten mischt, habe ich Verständnis. Für die Gewalt nicht.

Gott will keine Gewalt in seinem Namen. Nun mag ja einer sagen: "Du als Christ hast ja leicht reden, dein Gott oder dein Prophet wurde ja auch nicht in diesem Video verschmäht. Wie würdest denn du als überzeugter Christ reagieren, wenn jemand deinen Glauben durch den Dreck zieht?"

Ganz einfach. Da drin habe ich Übung. Ich arbeite in einer Jugendhilfe-Einrichtung. Manchmal kommen wir auch auf Gott zu sprechen. Hier und da sind Jugendliche interessiert und wollen mehr von Gott wissen. Aber ich bekomme natürlich auch zu hören "Dein Gott ist Scheiße". Dann antworte ich zum Beispiel: "Du irrst dich. Mein Gott ist klasse. Ihm verdanken wir alles, was wir sind."

Und auf die Frage, wie Gott mit Beleidigungen umgeht, kann man in den Evangelien nachlesen, wie Jesus, der Mensch gewordene Gott reagiert hat, als er verspottet wurde: er schwieg.

Gott sucht nicht Menschen, die ihn verteidigen gegen Andersgläubige. Gott sucht Menschen, die ihm vertrauen und die ihm folgen. Menschen, die Jesus nachfolgen.

Gerhard

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich oft auch gar nicht weiß, wie ich reagieren soll, wenn jemand in meiner Gegenwart Gott beleidigt. Solche Situationen sind mir auch meistens sehr unangenehm, weil ich dann zwischen einer Art Betroffenheit und Wut hin und her pendel. Ich finde es nicht gut, dass Menschen einfach, mir nichts dir nichts, Gott beleidigen. Nocht nichtmal zwangsläufig, weil er Gott ist, sondern mehr wegen dieser Taktlosigkeit. Menschen glauben nicht einfach so an Gott. Man schöpft Kraft aus ihm, teilt Leid und Freud. Und das ist so vielen gar nicht bewusst. Sie denken gar nicht darüber nach. Und dann sowas zu hören, tut selbstverständlich auch irgendwie weh.